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Die Natur als Erfindung des Menschen
Naturauffassungen             

Glaube und Naturwissenschaft, ein Projekt des Kurses Evangelische Religion Jg. 13

Christlicher Glaube und Gentechnik

Inhaltsübersicht:
5.0. Fragestellungen
5.1. Gentechnik
5.2. Stellungnahmen von Theologen zur Gentechnik
5.3. Standpunkt der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (1987)

5.0. Fragestellungen:

Durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Gentechnologie stellt sich die alte ethische Frage, ob wir Menschen alles dürfen, was wir mittlerweile können. Wie soll man als Christ im Bewußtsein der Verantwortung für die Schöpfung mit den Möglichkeiten der Gentechnologie umgehen ? Ist sie als künstlicher menschlicher Eingriff in die Natur und in das Erbgut des Menschen generell abzulehnen ? Darf der Mensch selbst Gott spielen ? Sind die Folgen für Mensch und Natur nicht unverantwortlich ? ( Bitte beachten Sie auch die Anmerkung am Schluß von Abschnitt I. !)

5.1. Gentechnik

Ein Gen ist die letzte, unteilbare, zur Selbstverdopplung befähigte Einheit der Erbinformation, der DNS. Das Gen gibt die Informationen, die für den Aufbau von Eiweißen notwendig sind. Nach dem momentanen Stand der Genforschung sind 500 krankheits- und 5000 erbdefektauslösende Gene bekannt. Jeder Mensch trägt 4 bis 8 defekte Gene in sich. Hierbei ist zu beachten, dass die Genforschung jedoch noch in den Kinderschuhen steckt, denn es sind erst ca.0.2% der gesamten DNS erforscht. Durch die Erforschung der DNS sollen bessere Grundlagen geschaffen werden, gegen Krankheiten wie Krebs oder AIDS forschen zu können. Außerdem erhofft man sich letzte Einblicke in Evolution und Vererbung. Mit Hilfe von Gentests erhält man Auskunft, ob man an einer genetisch bedingten Krankheit leidet. Sie liefern sichere Ergebnisse. Andererseits kann das Erkennen einer genetisch bedingten Krankheit die Isolation der betroffenen Person bedeuten. Außerdem stellt sich die Frage, wer neben der Medizin solche Tests anwenden würde: Firmen, um ihre Angestellten auszusuchen?
Krankenversicherungen, die wissen wollen, wen sie besser nicht versichern? Auf jeden Fall muss der genetische Fingerabdruck eines jeden gegen willkürlichen Zugriff geschützt werden. Ein Zweig der Genetik ist die Verhaltensgenetik. Viele Wissenschaftler stellen sich heute die Frage, in welchem Umfang Gene Einfluss auf unser Verhalten haben. Sind Gene verantwortlich für Intelligenz, Suchtverhalten, Kriminalität oder Sexualverhalten? Nach dem heutigen Wissensstand der Verhaltensgenetik gibt es durchaus Zusammenhänge, doch sind diese noch nicht genau geklärt. Eine abschließende Frage zum Bereich der Verhaltensgenetik, um die Problematik, die sie aufwirft, darzustellen: Kann man einen Kriminellen bestrafen, der nur nach seiner (nicht von ihm bestimmten!) Natur gehandelt hat? Mit der Gentherapie erhofft man sich, besser gegen Krankheiten wie Krebs kämpfen zu können.
Körpereigene Zellen werden entnommen, manipuliert und wieder zugefügt. So wird das Immunsystem gestärkt. Diese Behandlungsart wird jedoch mit großer Vorsicht angewendet. Aber auch der nächste Schritt ist getan. Während der Keimbahntherapie werden die Geschlechtszellen manipuliert. Diese Manipulation wirkt sich dauerhaft auf die nachfolgenden Generationen aus, andererseits können so Krankheiten wie Mukoviszidose von Beginn der Schwangerschaft an ausgeschlossen werden.

5.2. Stellungnahmen von Theologen zur Gentechnik

Der evangelische Theologe und Ethiker Dietrich Rössler vertritt folgende Position:
„Wer heute noch die Chancen der Gentechnik verhindern will, handelt unverantwortlich“. Gentechnik sei geeignet zur Lösung von Problemen heutiger Zeit, da der Mensch die Verantwortung für die Schöpfung, somit auch für den Menschen hat. Die Gentechnik sei eine Schlüsseltechnologie der kommenden Generationen und daher unentbehrlich zur Diagnostik und Behandlung von Krankheiten sowie zur Lösung der Probleme der Welternährung und der Gesundheitsfürsorge. Das Risiko, das bei Ablehnung der Gentechnik eintrete, sei größer, als wenn sie genutzt würde. Eine risikofreie Technologie gebe es nicht. Rössler fordert eine sachliche Diskussion und Berichterstattung durch die Medien. Ein breiter Konsens müsse erreicht werden.

Der Theologe Günter Altner:

Die zentrale These von G. Altner ist, daß durch Umweltprobleme und technisch-industriellen Fortschritt eine Beziehungskrise zwischen Mensch und Natur eingetreten sei. Einerseits sind wir Menschen Natur, andererseits hat der Mensch jedoch ein zerstörerisches Verhältnis zu sich selbst und der Natur. Es gibt nach Altner verschiedene Formen der menschlichen Naturwahrnehmung (naturwissenschaftl., körperl., sinnl., religiös, geistig). Diese Vielfältigkeit der Bezüge zur Natur machen den Menschen aus. Wird eine der Wahrnehmungsmöglichkeiten ausgeschlossen, droht die NATURVERGESSENHEIT, die die Verkümmerung des menschlichen Wahrnehmungsvermögens und Naturseins zur Folge hat. Es sollte keine einseitige Betrachtung durch die Naturwissenschaft stattfinden. Nun haben wir durch die Gentechnik neben der Beeinflussung der Umwelt noch eine zweite Möglichkeit , in die Natur einzugreifen; jedoch ist dieses ein viel tieferer Eingriff, da das Erbgut von Organismen verändert wird. Hierbei sind an die unübersehbaren negativen Folgen der Gentechnik zu bedenken. Für die Lösung von Welternährungsproblemen fehlen schon heute die eigentlichen Voraussetzungen, nämlich die politischen und sozialen Reformen. Bei Anwendung von Gentechnik besteht die Gefahr, die in den Entwicklungsländern bestehenden ungerechten gesellschaftlichen Systeme nur noch zu festigen. In einem breiten Diskurs sollten alle - auch die extremen Positionen - miteinbezogen werden; es müssen die Bewertungsvoraussetzungen verglichen und überprüft werden; ein Kompromiß dürfe nicht erzwungen werden.

5.3. Standpunkt der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (1987)

I. Da Gott Schöpfer der Welt und allen Lebens ist, soll der Mensch voll Ehrfurcht auf die ganze Natur zugehen und den Wert eines jeden Wesens und sein Lebensrecht anerkennen. Der Mensch hat eine besondere Stellung in Gottes Schöpfung : er steht ihm durch seine Gottesebenbildlichkeit am nächsten. Daraus resultiert auch seine Aufgabe als Teilschöpfer. Der Mensch bekam von Gott den Auftrag der Weltgestaltung. Die Würde eines jeden Menschen wird begründet durch Gottes Liebe zu jedem menschlichen Individuum.

II. Aufgrund seiner Teilschöpferfunktion bildet sich beim Menschen die Erwartung, sich medizinisch und auch gentechnisch weiterzuentwickeln, um unsere Umwelt zu schützen, Krankheiten zu bekämpfen, mehr und bessere Nahrung herzustellen und auch den Kinderwunsch einiger Menschen zu erfüllen. Aber es gibt auch Risiken: Freisetzung von Lebewesen mit neukombinierten Eigenschaften Möglichkeit zum Mißbrauch zu militärischen Zwecken Möglichkeit der Gefährdung vorhandener Artenbestände durch neukombinierte Eigenschaften der „gläserne Mensch“ ; durch Genomanalyse können Individuen oder Minderheiten ausgegrenzt werden Gefahr der noch weiterreichenden Ausgrenzung behinderten Lebens

III. Forderungen:
Die Ethik darf in der Welt von Wissenschaft und Technik kein Schattendasein führen. Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen widersprechen nicht christlichen Werten, dürfen aber keine alleinige moralische Legitimation sein. Es gilt aber auch, die Hybris als menschliche Eigenschaft zu bedenken. Ethikkommissionen zur Beschränkung der Forschung sind nötig Risikoanalyse, die die Umwelt- und Sozialverträglichkeit prüft; und öffentliche Transparenz sind nötig das Recht auf Nichterforschung gehört zur menschlichen Würde auch Behinderte haben ein Recht auf Leben, Integration der Behinderten Gentransfer und Eingriffe in menschliche Keimbahnzellen sind ethisch nicht vertretbar „verbrauchende“ und experimentelle Forschung an Embryonen überschreitet ethische Grenzen Klonen, Chimären- und Hybridbildung verletzen die Unverfügbarkeit und Individualität des Menschen oberster Grundsatz muß bleiben: die Würde und Individualität des Menschen zu achten !
Glaube und Naturwissenschaft, Kursverlauf und Projektvorbereitung
nahSchöpfung und Natur in anderen ReligionennahGoethes Farbentheologie nahQuantenphysik, Esoterik und Religion
nahEvolution, Chaos, Selbstorganisation und christlicher GlaubenahChristlicher Glaube und GentechniknahBewertung der Gruppenarbeit



obenAutoren: Jg. 13 (Abi99), Lehrer Gerhard Glombik   Datum: Mai  99. Letzte Änderung am 17. Januar 2000
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