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Programm der Entlassungsfeier vom 1. 7. 06
Abiturienten 2006
Abiturrede einer Schülerin und eines Schülers

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Abiturrede zweier Schüler 2006

Sandra: Liebe Freunde, Eltern, Lehrer, liebe Gäste!

Am heutigen Tage stellt sich die Frage, was von uns bleibt, nachdem wir gegangen sind. Da Abiturienten im allgemeinen dafür bekannt sind, sich selbst am nächsten zu stehen, haben wir unsere Nachfolger um ein unvoreingenommenes Feedback gebeten. Während noch 74% aller Befragten meinen, dass wir unser Abitur verdient hätten, glauben nur noch knapp die Hälfte, dass wir härter gearbeitet haben als sie. Die Zeit, die wir beim Arbeiten gespart haben, ist zum Feiern genutzt worden. 40,3% schätzen, dass der Durchschnittsabiturient 6 - 10 Stunden pro Woche ausgeht und 1/3 ist sogar der Meinung, dass es weit über 10 Stunden sein müssten. Umso erstaunlicher ist es, dass sie die Frage "Wie gut fühlst du dich bei dem Gedanken, dass die Zukunft Deutschlands in unseren Händen liegt?" noch 35,5% mit "gut" und 34,2% mit "befriedigend" beantwortet haben. Wir sind also vertrauenswürdig, einigermaßen fleißig und feiern viel. Doch als wir wissen wollten "Wenn du groß bist, möchtest du so werden wie wir?", war die Antwort ein ganz klares "Nein".

Obwohl das natürlich sehr enttäuschend ist, wollen wir uns trotzdem bei den Menschen bedanken, die uns begleitet haben...

Robert: Jeden Morgen viel zu früh klingelt der Wecker. Keine Zeit sich noch mal umzudrehen, raus aus dem Bett, schnell fertiggemacht und gefrühstückt.
Tasche packen: Federtasche, Kalender, Block, die getroffenen Unterrichtsvorbereitungen - die nicht getroffenen werden irgendwie improvisiert. Keine Zeit für das Schmieren eines Pausenbrotes, muss man sich halt in der Cafeteria versorgen. Verabschieden und dann ab zur Schule. Angekommen bleibt gerade noch Zeit für einen kurzen Blick auf den Vertretungsplan, der hat heute nichts Erfreuliches zu melden, dann ab in die Klasse, die Uhr im Nacken - Zuspätkommen kommt gar nicht gut.
In der Stunde muss man nicht nur dem Unterrichtsgeschehen mit voller Konzentration folgen und den Stoff sicher drauf haben, sondern diesen und sich selber zu verkaufen wissen, man steht nämlich unter schärfster Beobachtung. Warum tut man sich das alles eigentlich an?
Egal. Viel Zeit zum Philosophieren lässt einem der Vormittag, der dem Diktat des im Dreiviertelstundentakt schlagenden Schulgongs unterworfen ist, sowieso nicht. Vielleicht bietet die große Pause in der Schlange vorm Kopierer oder bei einer Tasse Kaffee Gelegenheit sich über seine Erlebnisse mit diesen Wesen auf der anderen Seite der Lehrerzimmertür auszutauschen.
Möchte man sich in der Pause jedoch eine Zigarette gönnen, dann muss man sich hinter die Turnhalle trollen, da auf dem Schulgelände das Rauchen strengstens verboten ist. Wie das Zentralabitur eine der vielen mehr oder weniger schikanösen Erfindungen aus dem Kultusministerium.
Wer nun glaubt, dass nach Schulschluss als Ausgleich der freie Nachmittag zur Verfügung stünde, hat weit gefehlt. Hier stehen wieder Unterrichtsvor- und -nachbereitungen an und außerdem verlangen auch noch diverse Klausuren Zuwendung.
Klingt alles reichlich vertraut und ziemlich stressig, der Berufsalltag eines Lehrers. Wir haben unsere Lehrer ja nun ein Stück auf ihrer Schullaufbahn begleiten dürfen, auch wenn es nur ein eher kurzes Stück war. Denn man stelle sich einmal vor:
Die ungefähr 70 Lehrerpersönlichkeiten des Kollegiums, die wir hier kennen lernten, sehen in ihrer Schulzeit wohl etwa 3000 Schüler kommen und gehen. Der Stundenplan eines Lehrers fällt zwar deutlich schlanker aus als der eines Schülers, dennoch gibt der "Ecklehrer" in seinem Leben wohl gegen 35000 Unterrichtstunden, was sind da schon geschätzte 7500 Stunden, die wir als Schüler an diesem Institut erhielten? Während der Schüler im Unterricht nur einer Person Aufmerksamkeit schenken muss bzw. man dies von ihm erwartet, dass er nur einer Person Aufmerksamkeit schenke, muss der Lehrer zwischen 15 und 33 Personen und deren Aktivitäten im Auge behalten. Für die Schüler ist dabei der Unterrichtsstoff eigentlich immer (nicht selten auch noch bei Wiederholungen) neu, als Lehrer muss man sich schon seit dem eigenen Abitur mit der Materie herumschlagen.
Man sieht: Es sind hohe Anforderungen, denen die Lehrer gerecht werden müssen, und da wundert es nicht, wenn man als Schüler von Lehrerseite auch schon mal um das Glück beneidet wird, sich nur 13 Jahre lang für die Schule motivieren zu müssen.
Aber 13 Jahre lang hätten wir uns bestimmt nicht jeden Morgen wider den eigenen Biorhythmus aus dem Bett gezwungen, um uns irgendwelche abstrusen Matheformeln einzupauken, die wir garantiert nie wieder im Leben brauchen werden, und um unsere Zeit mit dem ewigen Palaver der Laberfächer zu verplempern, wenn es sich alles in allem nicht doch gelohnt hätte.
Das ist wesentlich der Verdienst der Lehrerinnen und Lehrer,
Das wussten wir, auch wenn wir das vielleicht ein wenig für uns behielten, immer sehr zu schätzen und sind Ihnen dafür dankbar.
Wir hoffen, dass auch für Sie unsere gemeinsame Schulzeit eine interessante Zeit war, und wünschen Ihnen alles Gute für Ihre weitere Schulzeit mit unseren Nachfolgern.

Auf dem Weg durch diesen Lebensabschnitt "Schule" waren aber wichtiger als die Lehrer, denen wir begegneten, unsere Familien, ganz besonders unsere Eltern, die ihn mit uns gingen.
Alles, was wir am Vormittag in der Schule, in dem Teil des Tages, den wir selbstständig zu bewältigen hatten, erlebten, trugen wir mittags mit nach Hause. Hier habt ihr euch mit uns über Erfolge gefreut, Rückschläge verarbeitet, Probleme beratschlagt und über Lehrer aufgeregt, habt uns nicht nur ideell unterstützt, sondern - etwa beim morgen abzuliefernden Kunstbild - auch sehr tatkräftig unter die Arme gegriffen.
Ihr habt uns neben der Schule Freizeitaktivitäten und Hobbys ermöglicht, - ob es nun ein Musikinstrument, Sportaktivitäten oder vielleicht Ferienlager waren - , die uns viele wertvolle, prägende Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen bescherten.
Mit eurer Unterstützung und dem Rückhalt, den ihr uns geboten habt, habt ihr uns unseren Weg hierher ermöglicht.
So ist, wie man euch auch anmerkt, dieser Tag für euch sicherlich genauso bedeutend wie für uns, wird doch - in den meisten Fällen - der nächste Schritt in Richtung Selbstständigkeit und in den nächsten Lebensabschnitt sein, dass das Kind zu Hause auszieht. Wir sehen dem ebenfalls mit gemischten Gefühlen entgegen, freuen uns natürlich auf die große Freiheit, sind aber genauso froh, weiter eurer Unterstützung sicher zu sein.

Sandra: Murphys Gesetz besagt, dass, wenn etwas schief gehen kann, dass es auch schief gehen wird. Der heutige Tag und mit ihm die ganzen letzten 13 Jahre geben Anlass um diesem Gesetz und seinen drei Folgerungen als Irrtümer vor Augen zu führen: Die 1. Folgerung lautet: "Alles dauert länger, als man glaubt." Und blickt man zurück an die Anfänge unseres Zusammenseins, scheint tatsächlich eine Ewigkeit vergangen zu sein. Die Zeit der Einschulung, Umgewöhnung und Neuentdeckung, diese Zeit, in der die Mädchen noch größer waren als die Jungen und die Klassen mindestens 26 Schüler umfassten, liegt in weiter Ferne hinter uns. Doch der schönste und wertvollste Abschnitt unserer Lehrjahre, die letzten 24 Monate, ist mit uns an uns vorbeigerast, um uns endlich hier abzusetzen, wo wir uns heute befinden. Jetzt müssen wir feststellen, dass das Zusammensein so wie wir es kennen, mit einem Mal vorbei ist. Die Zeit hat aufgehört zu schleichen und es drängt sich das Gefühl auf, dass dies tatsächlich diese Jahre waren, die, wenn man sich später an sie zurückerinnert, ein glückliches Lächeln ins Gesicht zaubern. Bevor es uns ab heute in alle Himmelsrichtungen zerstreuen wird, muss man sich die Frage stellen, was das Ziel unserer Mühen war und ob wir es in unseren gemeinsamen Zeit erreicht haben. Das Ziel selbst lässt sich eigentlich ganz klar bestimmen. Der Bildungsauftrag unseres niedersächsischen Schulgesetzes besagt, dass "die Schülerinnen und Schüler befähigt sein sollen, (...) ökonomische und ökologische Zusammenhänge zu erfassen, für die Erhaltung der Umwelt Verantwortung zu tragen und gesundheitsbewusst zu leben(...)".

Womit wir zu Murphys 2. Folgerung kommen, die behauptet, dass, wenn es eine Möglichkeit gebe, dass Dinge schief gingen, so würden diese schief gehen, das den größten Schaden anrichte. Was wäre also der größte Schaden gewesen? Der größte Schaden wäre eine Schule gewesen, die nur Wissen, nicht aber den Menschen gefördert hätte. In einer Diskussion aus dem Geschichtsgrundkurs kam die Frage auf, was eine Schule effektiv mache. Woraufhin ein schlauer Mitschüler antwortete: "Es kommt darauf an, was man unter ‚effektiv' versteht. Nur weil man viel lernt, heißt das nicht, dass die Schule effektiv ist. Eine Schule muss dem Menschen die Chance geben sich zu entwickeln." Das Wesentliche unserer Schullaufbahn ist vor allem das Miteinander. Das Wissen, das Glück, die Liebe, die Verantwortung und die Freundschaft machen Menschlichkeit aus. Das ist das, wonach wir suchen. Der größte Schaden, den wir nach Murphy befürchten müssten, ist das bloße ökonomische Wissen. Betrachtet man die Veränderungen im Bildungswesen in den letzten Jahren, scheint aber genau das einzutreten: Die Schulzeit soll verkürzt werden, damit die Schüler schneller in die Arbeitswelt eintreten können. Was zählt, ist nicht der Mensch hinter den Noten, sondern die Noten vor dem Menschen. Es wurde sich weniger für den Einzelnen mit Schwierigkeiten als für den Einzelnen ohne Schwierigkeiten eingesetzt. Der Lernerfolg eines Schülers sollte nicht nur an Richtlinien gemessen werden.

Hieran lässt sich auch Murphys 3. Folgerung anschließen: "Immer wenn man etwas ernsthaft machen möchte, kommt etwas anderes dazwischen." Das Leben hat bisher gezeigt, dass es immer unerledigte Dinge geben wird. Die meisten davon sind Dinge, die ungesagt bleiben. Zwischen Freunden, zwischen Menschen, die sich "noch nie" mochten, zwischen Fremden, zwischen Kindern und Eltern und zwischen Schülern und Lehrern. Es ist schade, dass Gefühle und Freundschaft immer erst dann mit besonderer Kraft ins Bewusstsein treten, wenn sie in Gefahr kommen, beendet zu werden. Deswegen sollten wir uns klar machen, dass es schön ist heute gemeinsam hier zu sitzen. Dass es etwas Besonderes ist, auseinander zu gehen und jedem das Beste wünschen zu können. Was wohl jeder in der Schulzeit gelernt hat, ist welche Bedeutung Freunde in unserem Leben haben. Ohne sie hätten sich alle Aussagen Murphys erfüllen müssen.

R.: Wir möchten uns noch mal von unseren Eltern, Lehrern und Mitschülern verabschieden, die....

S.: Halt, wir sind noch nicht fertig!
R.: Nicht?
S.: Na ja, ich glaube wir scholl-ten noch ein paar Worte darüber hinzu fügenern, dass das Johanneum in Thiessen/diesen Tagen seinen 600. Geburtstag feiert.
R.: Ja und? Haben Wyrwas damit zu tun? Willst du jetzt nen Tuschling singen? Komm, da werden doch schon genügend Gallas gefeiert.
S.: Jetzt verkennst du aber die historische Dimension dieses Au(genb)lickes. Würde_man(n) das Alter der anderen Lüneburger Gymnasien zusammenzählen, käme man ja noch nicht mal auf 500 Jahre. Außerdem macht unsere Schulz-eit mit 7 Jahren über ein Prozent dieser 600 Jahre aus.
R.: Oha! Bist du da ohne Taschen-rachner drauf gekommen? Oder hast du dafür die Homepage durch-stöbert?
S.: Ist doch irgendwie beeindruckend, wenn man sich überlegt, dass hier seitz sechshundert Jahren Schüler unter dem Leitspruch "Doctrinae, Virtuti, Humanitati" unterrichtet werden.
R.: Hör mir bloß auf mit Latein! Elle, ella, ellud. Elbrechtz hätte man fast von dem Zeug. - Das altsprachliche Gymnasium Lüneburgs - das ich nicht lache! Wohl eine böse Ironie des Schicksals, dass es in diesem Jahrgang keinen Griechischkurs gab und nur drei Leute ihre P3 - Klau-suhr im Fach Latein geschrieben haben.
S.: Ich mochte Ironie!
R.: Und von wegen runder Geburtstag. Über einen Mangel an Nullen konnte sich diese Schule bestimmt noch nie beklagen!
S.: Nun ziese mal nicht so in den Dreck! Ist dir denn die Schule tatsächlich so verhasselt?
R.: Na gut, das Schulgebäude hat schon einen besonderen Charme. Wenn viel Schnee herunter reeselt und thausst oder auch wenn reichlich Regen auf die Wiesenfeldt, und es dann hier drinnen so behaggelich von der Decke tröpfelt, dann vergisst man schon leicht, dass das Gebäude lediglich 30 Jahre alt und damit eigentlich noch ein Neubau ist.
S.: Da hast du allerdings recht. Das Dach ist schon ziemlich ma-rode. Wenn man bedenkt, dass man in den alten Gebäuden des Johanneums heute noch hausen kann.... Ich möchte ja gern wissen, welche Krämer-seele damals die Baum-aterialien eingekauft hat. Bis das hier mal ordentlich renoviert wird, fließt bestimmt noch viel Wasser in den Kähler hinunter.
R.: Tja.... ohne Moos nix los.
S.: Vielleicht haben wir uns da jetzt aber auch ein wenig reinges-teichert. Schließlich gibt's hier ja auch sehr gemütliche Ecken.
R.: Ja! Ganz wichtig die Cafeteria. Ich weiß nicht, wie ich einige große Pausen ohne Mielke-way und einige Mittagspausen ohne wierzyken Nudelsalat überstanden hätte.
S.: Oder unser Stammtisch hier im Forum. An dem haben wir einige lustige Stunden verbracht, wenn wir mal wieder unver-osterhofft frey_bergkommen hatten.
R.: Was mir auch gefällt, ist, dass sich die Schule um die Umwelt böhm-üht und die Müller-zeugung reduziert.
S.: Oh ja. Leute die ihren Müll liegen lassen, sind den Lehrern ein besonderer Haftendorn im Auge - mit Recht! Da wird die Hausch-ordnung ritter-os durchgesetzt.
R.: Hermann hat es besonders oft getroffen. Der benahm sich aber auch immer wie ein Wild-eberlein.
S.: Ach, alles in allem be-reuter ich's nicht hier gewesen zu sein.
R.: Ey, es war doch manchmal ganz schön hart,mann. Vernissen werd ich 's nicht.
S.: Aber es war eine erck-enntnisreiche Zeit und sie hat uns gelehrt über den eigenen Taylorrand zu schauen.
R.: Das Ge-wrede ist doch un-sinning. Wir entschuldigen uns lieber bei allen, die wir nicht genannt haben oder deren Namen vielleicht durch ungünstige akkustische Verhältnisse ab-sorbe-iert wurden, und bei denen, die wir es gewagnert haben, zu sehr auf die Hörner zu nehmen. Komm jetzt, wir machen uns vom Acker, mann. Nix wie rausch hier.

Sandra Prölß, Robert Jonsson

nach oben Autor: Sandra Prölß und Robert Jonsson Web: Gisela Müller Datum: Juli 2006. Letzte Änderung am 06. Juli 2006
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