Informationssystemsystem Johanneum Lüneburg Alphabetischer Index nach unten
Informationssystem
Schulleben   Vorträge ehemaliger Schüler   Ankündigung
kuenzel5k.jpg 182x250

Matthias Küntzel
Djihad und Judenhass: Über den 11. September 2001

Vortrag vor den Abiturklassen des Johanneum zu Lüneburg am 4. September 2003

kuenzel4k.jpg 187x250
kuenzel1k.jpg 250x187

Begründung der Themenwahl

Ideengleichheit der Nationalsozialisten und der Attentäter vom 11.9.

Die Geschichte der HAMAS

Die Ideologie der HAMAS

Der Kampf der HAMAS gegen das Judentum

Die Auswirkungen der Ideologie bis heute

Ausblick in die Zukunft

kuenzel7k.jpg 250x136


obenBegründung der Themenwahl

Doktrinae - Virtuti - Humanitati - so lautet das Motto des Johanneum, das ich 1974 mit dem Abitur verließ. Doktrinae bedeutet heute für mich "Die Wahrheit suchen!", während ich "Virtuti" mit "Die Wahrheit sagen!" übersetze: Lass' dich weder durch Bestechung noch durch Verunglimpfung vom Aussprechen der Wahrheit abhalten. Diese Leitsätze liegen all meinen veröffentlichten Texten zugrunde. Heute geht es um mein Buch "Djihad und Judenhass", das ich unter dem Eindruck des 11. September 2001 verfasste. Es waren im wesentlichen zwei Gründe, die mich veranlassten, dieses Buch zu schreiben.

Erstens war der 11. September wahrscheinlich für uns alle eine traumatisierende Zäsur. Wir wussten zuvor schon von Menschen, die aus Verzweiflung Suizid begehen. Wir kannten zuvor schon das Phänomen, das Menschen aus bestimmten Gründen andere töten. Die Tatsache aber, dass Menschen sich nur deshalb das Leben nehmen, um eine möglichst große Gruppe beliebig ausgesuchter Mitmenschen mit in ihren Tod zu reißen - dies trat erst mit dem 11. September wirklich in unser Bewusstsein ein. Der suizidale Massenmord - dieses Phänomen wirft neue Fragen auf und erfordert zur Ergründung seiner Ursachen neue Analysen. Daran wollte ich arbeiten.
Der zweite Grund hängt mit meiner langjährigen Befassung mit dem Nationalsozialismus, mit Auschwitz und dem Antisemitismus zusammen. Wegen dieses Hintergrundes hatte ich den 11. September von Anfang an auf eine sehr spezifische Weise, nämlich als antisemitische Tat, interpretiert.

obenIdeengleichheit der Nationalsozialisten und der Attentäter vom 11.9.

Ihrem eigenen Selbstverständnis zufolge verstanden sich die Nazis als eine rebellische Bewegung zur Veränderung der Welt. Sie sind der Beweis, dass Revolten gegen Unrecht bzw. gegen Zustände, die als Unrecht empfunden werden, nicht nur emanzipatorisch, sondern auch faschistisch und antisemitisch motiviert sein können. So, wie heute die NPD am liebsten zu 1. Mai-Demonstrationen mobilisiert, so mobilisierte die NSDAP "gegen Ausbeutung und Unterdrückung", wie es in der Kopfzeile einer von Goebbels herausgegebenen Zeitung hieß. Die Wut der Nazis war aber nicht nur gegen Juden und die westlichen "Plutokratien", sondern ebenso gegen das angeblich jüdisch dominierte New York konzentriert. So stieß ich kurz nach dem 11. September in Albert Speers "Erinnerungen an Hitler" auf die folgende Passage: "Nie habe ich ihn so außer sich gesehen, wie gegen Ende des Krieges, als er wie in einem Delirium sich und uns den Untergang New Yorks in Flammenstürmen ausmalte. Hitler beschrieb, wie sich die Wolkenkratzer in riesige, brennende Fackeln verwandelten, wie sie durcheinander stürzten, wie der Widerschein der berstenden Stadt am dunklen Himmel stand." Hitler geriet bei dieser Vorstellung in Ekstase, weil "Wall Street" für ihn eine Chiffre für jüdische Weltherrschaft war. Für unser Ohren klingen solch antisemitischen Phantasiegebilde absurd. Dass sie weiterhin existieren, haben die Zeugen-Aussagen der engsten Freunde der Täter des 11. September in den Hamburger Prozessen gezeigt. Hinsichtlich des Weltbilds von Mohammed Atta, dem Anführer der Attentäter, fasste der "Spiegel" in Heft 32/2002 die Aussagen jener Zeugen so zusammen: ",Ein nationalsozialistisches Weltbild' attestierten ihm Teilnehmer der Koran-Runden. ,Die Juden', das waren für ihn die reichen Strippenzieher der Medien, der Finanzwelt, der Politik, und natürlich stecken auch hinter dem Einsatz der Amerikaner am Golf die Juden, hinter den Kriegen auf dem Balkan, in Tschetschenien, überall. ... Und ,das Zentrum des Weltjudentums', so sah es Atta, war New York. Atta wünschte sich einen Gottesstaat vom Nil bis zum Euphrat, frei von Juden und sein Befreiungskrieg musste in New York beginnen."

obenDie Geschichte der HAMAS

Als ich mein Buch über den 11. September schrieb, waren mir diese Zeugenaussagen unbekannt. Und doch kommt meine historisch orientierte Studie zu demselben Resultat.

Im Mittelpunkt meines Buches steht die 1928 in Ägypten gegründete Organisation der "Muslimbrüder. Warum gerade diese Gruppierung? Weil die Muslimbrüder für den modernen Djihadismus das sind, was die russischen Bolschewiki für die kommunistische Bewegung des 20. Jahrhunderts gewesen sind: der ideologische Bezugspunkt und der organisatorische Kern, der alle nachfolgenden Tendenzen maßgeblich inspiriert hat und bis heute inspiriert. Niemand hat die Ideologie der al-Qaida-Funktionäre stärker geprägt, als die Kader dieser Organisation. Die Schriften der führenden Muslimbrüder Hassan al-Banna und Sayyid Qutb haben den Islamismus in den Universitäten und Moscheen von Saudi-Arabien, Afghanistan, Sudan und anderswo geprägt. Und es sind die Muslimbrüder von Palästina - die wir unter dem Kürzel HAMAS kennen - die seit drei Jahren mit ihrer Taktik der suizidalen Massenmorde die 2. Intifada dominieren.
Die Muslimbruderschaft entstand zur selben Zeit wie der europäische Faschismus und war wie dieser eine Antwort auf die Weltwirtschaftskrise. Sie entwickelte sich in diesem Kontext zur ersten städtisch verankerten islamischen Massen- und Sozialbewegung , die 1948 über 500.000 Mitglieder und weiteren 500.000 Sympathisanten verfügte.
In zweierlei Hinsicht wichen die Muslimbrüder von allen anderen muslimischen Organsationen ab: Das erste war ihr kulturelles Programm: Ihr Kampf gegen alle sinnlichen und "materialistischen" Versuchungen der kapitalistischen und der kommunistichen Welt. Schon als 13jähriger gründete der pubertierende Hassan al-Banna eine "Gesellschaft zur Verhinderung des Verbotenen"; und eben das waren und sind die Muslimbrüder in ihrem Kern: Eine Gemeinschaft eifernder Männer, die in erster Linie das nach ihrer Koranauslegung sexuell und sinnlich Verbotene verhindern will. Ihre Handschrift offenbarte sich am eindeutigsten immer dann, wenn sie die stets mit jüdischem Einfluss in Verbindung gebrachten Nachtclubs, Bordelle und Filmtheater ihrer Städte in Schutt und Asche legten, was in periodischen Abständen geschah.

obenDie Ideologie der HAMAS

Zwei Aspekte standen bei diesem kulturellen Abwehrkampf im Vordergrund: Zum einen der Kampf gegen jede Gleichstellung der Frau. Während die Befreiung der Frau vom islamischen Minderwertigkeitspostulat während der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts ihren Anfang nahm, formierte sich die Bewegung der Muslimbrüder als Sammelbewegung zur Wiederherstellung der patriarchalen Dominanz.: Stand nicht im Koran geschrieben, dass "Männer die Herrschenden sind über die Frauen" (Sure 4, Vers 34) und "eine Stufe über den Frauen stehen" (Sure 2, Vers 228)? Und so durften die Frauen nach der Koranauslegung der Muslimbrüder ihre Wohnungen nur in undurchsichtiger Ganzkörperbekleidung verlassen. Scheidungen wurden strikt abgelehnt, die Polygamie für Männer gestattet und öffentliche Begegnungen von Männern und Frauen für unerlaubt erklärt. Zum anderen richtete sich dieser kulturelle Kampf gegen das als westlich verteufelte Konzept der Vernunft. Der westliche Imperialismus wurde weniger als ökonomischer oder politischer Angriff, sondern in erster Linie als "intellektuelle Invasion" in die Welt des Islam wahrgenommen. In den Worten des islamistischen Autors al-Attas: "Die heutige Herausforderung durch die westliche Zivilisation ... ist die Herausforderung durch Wissen ...., das Skeptizismus ... hervorbringt, das Zweifeln und Vermuten zu ,wissenschaftlichem Rang' in der Methodologie erhoben hat." Das vorrangige Ziel des akademischen Islamismus besteht darin, die Wissenschaften zu "entwestlichen", das heißt, sie vom Prinzip des Zweifels und der Vermutung zu lösen. Alles andere würde in der Tat den naiven Glauben an die einzige Wahrheit, die der Koran aus der Sicht der Islamisten beinhaltet, in Frage stellen.
Neben dieser kulturellen Programmatik wichen die Muslimbrüder auch in einem weiteren Punkt vom Mainstream-Islam deutlich ab. Ich meine hier die Tatsache, dass sie die Idee des kriegerischen Djihad und die Todessehnsucht als Leitideal des Märtyrers für die Neuzeit entdeckten. Dies ist ein entscheidender Punkt. Denn Islamismus bedeutet nichts anderes als orthodoxer Islam plus kriegerischer Djihad: Diese Neuinterpretation des Djihad-Begriffs, der wörtlich übersetzt eigentlich nur "Anstrengung" bedeutet, ist der Ausgangspunkt des Islamismus gewesen und bis heute sein Kennzeichen geblieben. Wir müssen insofern unmissverständlich unterscheiden zwischen den Anhängern des Islam als einer privat praktizierten Religion auf der einen Seite und dem Djihad-Islam, der politischen Bewegung der Islamisten als einer religiös-politischen Kampfgemeinschaft, auf der anderen Seite.
1938 machte Hassan al-Banna, der charismatische Gründer der Muslimbrüder, erstmals auch die Öffentlichkeit in einem Aufsatz unter der Überschrift "Die Todesindustrie" mit seiner Djihad-Interpretation vertraut - einer Interpretation, bei der das Wort "Todesindustrie" nicht den Horror, sondern das Ideal beschreibt. Al-Banna: "Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt." Diese Losung stieß bei den "Truppen Gottes", wie die Muslimbrüder sich nannten, auf begeisterte Resonanz. Wann immer ihre Bataillone in semi-faschistischer Formation durch die Straßen Kairos marschierten, erklang ihr Lied: "Wir haben keine Angst vor dem Tod, sondern wir ersehnen ihn ... Wie wundervoll der Tod ist. ... Lasst uns für die Erlösung der Muslime sterben." Todesrausch schon 1938.

obenDer Kampf der HAMAS gegen das Judentum

Dieser Djhad der Muslimbruderschaft wurde aber nicht in erster Linie gegen die britische oder die französche Kolonialmacht geführt. Die Djihad-Bewegung der Muslimbrüder nahm fast ausschließlich den Zionismus und die Juden in ihr Visier. Nicht als antikoloniale, sondern als antijüdische Bewegung wurden die Muslimbrüder zur Massenorganisation. 1936 zählten sie 800 Mitglieder, 1938 waren es 200.000. Dazwischen lag ihre erste große gegen Juden und Zionisten gerichtete Mobilisierungskampagne.
Auslöser war der 1936 vom Mufti von Jerusalem initiierte Aufstand in Palästina. "Nieder mit den Juden" und "Juden raus aus Ägypten und Palästina" lauteten die Parolen der Massendemonstrationen, die die Bruderschaft daraufhin in den ägyptischen Großstädten organisierten. Auf Flugblättern rief sie zum Boykott jüdischer Waren und Geschäfte auf. In ihrer Zeitschrift al-Nadhir wurde eine regelmäßige Kolumne mit der Kopfzeile: "Die Gefährlichkeit der Juden von Ägypten" etabliert. Darin wurden die Namen und Adressen von jüdischen Geschäftsinhabern und Besitzern angeblich jüdischer Zeitungen aus aller Welt veröffentlicht und alles Böse - vom Kommunismus bis zum Bordell - auf die "jüdische Gefahr" zurückgeführt. Viele Aktionsmuster und Inhalte waren somit dem Nationalsozialismus entlehnt.
Der Antisemitismus der Muslimbrüder speiste und speist sich nicht nur aus europäischen, sondern zugleich aus spezifisch islamischen Einflüssen. Erstens gilt Palästina den Islamisten als muslimisches Einflussgebiet (Dar al-Islam), in welchem Juden kein einziges Dorf, geschweige denn einen Staat beherrschen dürften. Zweitens verhilft diese Feindzuschreibung dem Diktum des Koran, die Juden seien die schlimmsten Gegner aller Gläubigen, scheinbar zu seinem Recht. (Sure 5, Vers 82)
Doch erst nach dem 8. Mai 1945 erreichte die ideologische Annäherung der Muslimbrüder an den Nationalsozialismus ihren Höhepunkt. Im November 1945 kündigte sich die Verschiebung des antisemitischen Zentrums von Deutschland in die arabische Welt bereits an. In diesem Monat verübten die Muslimbrüder in Kairo und Alexandria ein halbes Jahr nach Auschwitz die größten antijüdischen Pogrome in der Geschichte Ägyptens: Demonstranten fielen in das jüdische Viertel Kairos ein, plünderten dort Häuser und Geschäfte, verwüsteten die Synagogen und steckten sie schließlich in Brand. Viele wurden getötet, Hunderte verletzt. Einige Wochen später gingen die Zeitungen der Islamisten "zum Frontalangriff auf die ägyptischen Juden als Zionisten, Kommunisten, Kapitalisten, Blutsauger, Waffen- und Mädchenhändler oder ganz generell als ,zersetzendes Element' aller Staaten und Gesellschaften über", wie Gudrun Krämer in ihrer Studie Die Juden in Ägypten 1914-1952 schreibt.

obenDie Auswirkungen der Ideologie bis heute

Was haben diese Ausschreitungen und Tiraden nur wenige Monate nach Auschwitz inhaltlich signalisiert? Sie deuteten an, dass die Vernichtung der europäischen Juden von den Islamisten entweder ignoriert oder gerechtfertigt worden ist. Dies aber hatte die schwerwiegende Folge, dass die Gründung von Israel, die ja ganz wesentlich auf die schreckliche Erfahrung des Holocaust zurückzuführen ist, von den Islamisten immer nur verschwörungstheoretisch erklärt worden ist: als ein angeblich von Juden gelenkter Angriff der USA und der Sowjetunion gegen die arabische Welt. Dementsprechend wurde der Teilungsbeschluss für Palästina, den die Vollversammlung der Vereinten Nationen 1947 verabschiedete, und der die Errichtung eines arabisch-palästinensischen und eines jüdisch-palästinensischen Staates vorsah, von den Muslimbrüdern als ein "internationales Komplott" interpretiert, "ausgeführt von den Amerikanern, den Russen und den Briten unter dem Einfluss des Zionismus."
Diese beiden Voraussetzungen zeichnen heute aber den Islamismus in allen Teilen der Welt aus: Leugnung oder Befürwortung des Holocaust und Übernahme der von den Nazis geprägten antijüdischen Weltverschwörungstheorie. Dies zeigt exemplarisch die 1988 verabschiedete Charta der Hamas:
Die erste Aussage dieser Charta lautet: Wir, die Hamas, sind die Muslimbrüder von Palästina und die Muslimbrüder sind die wichtigste islamische Bewegung der Welt.
Zweitens: Wir lehnen jeden Kompromiss mit Israel ab. Verhandlungen sind Zeitverschwendung. Nur der Sieg im Djihad wird jeden Zentimeter des historischen Palästina befreien und Israel vernichten.
Drittens: Wir verstehen und als eine universalistische Bewegung, die nicht nur gegen Israel, sondern gegen den "Welt-Zionismus" kämpft. "Welt-Zionimus" ist aber nur eine Umschreibung dessen, was bei den Nazis "Weltjudentum" genannt worden ist.
Viertens aber zeichnet sich diese Charta von 1987 durch einen eliminatorischen Antisemitismus aus. So, als hätten die Autoren dieser Charta beim Abfassen ihres Textes die Seiten der Protokolle der Weisen von Zion, des wohl berüchtigtsten antisemitischen Manifests des letzten Jahrhunderts, offen aufgeschlagen neben sich liegen gehabt, werden den Juden alle "Bösartigkeiten" der Weltgeschichte unterstellt: "Die Juden standen hinter der Französischen Revolution und hinter der kommunistischen Revolution". Sie standen "hinter dem Ersten Weltkrieg, um so das islamische Kalifat auszuschalten ... und standen auch hinter dem Zweiten Weltkrieg, in dem sie immense Vorteile aus dem Handel mit Kriegsmaterial zogen." Sie veranlassten "die Gründung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrats, ... um die Welt durch ihre Mittelsmänner zu beherrschen. Es gab keinen Krieg an irgendeinem Ort, der nicht ihre Fingerabdrücke trüge." In Artikel 32 dieser Charta, wird endlich auch das Original benannt: "Das Programm der Zionisten wurde in den Protokollen der Weisen von Zion ausgebreitet und ihr gegenwärtiges Verhalten ist der beste Beweis für das, was dort gesagt wurde."

obenAusblick in die Zukunft

Man möchte über derartigen Irrsinn lächeln, wie einst über das Gebrabbel eines Adolf Hitler gelächelt wurde. Doch eben dieser wahnwitzige Begriff von Juden als dem absoluten Bösen und Weltübel ist es, der der islamistischen Begeisterung über die suizidalen Massenmorde an israelischen oder US-amerikanischen Zivilisten das Motiv verleiht. Es ist diese Ideologie, die den Hass auf alles vermeintlich "Jüdische" größer werden lässt, als die Furcht vor dem eigenen Tod.
Wer Juden und wen immer sie dafür halten, tötet, begeht im Verständnis der Islamisten kein Verbrechen, sondern einen Akt der Befreiung, für den Allah im Himmel einen Lohn in Gestalt mandeläugiger Jungfrauen gewährt. Deshalb drücken die testamentarischen Videoaufzeichnungen der suizidalen Massenmörder nicht Verzweiflung, sondern Begeisterung und Freude aus. Mehr noch: Wenn die Juden das absolute Böse darstellen, dann muss Israel - in antisemitischer Diktion die sogenannte "Kommandozentrale" - restlos zerstört werden.
Ich glaube deshalb nicht, dass dieser Spuk allein mit militärischen Mitteln, so notwendig diese zuweilen auch sein mögen, ausgelöscht werden kann. Entscheidender ist der politische Kampf gegen Antisemitismus und eine konfrontative Auseinandersetzung hierüber innerhalb der islamischen Welt.
Wie sehr aber ausgerechnet wir in Deutschland noch am Anfang einer solchen Aufklärung stehen, zeigt der Tatbestand, dass ausgerechnet die Charta der Hamas bis heute kein einziges Mal vollständig ins Deutsche übersetzt worden ist und in all den großartigen Reportagen über die "Ursachen" des Selbstmordattentate bis heute keine Rolle spielt. Der Islam-Wissenschaftler und bekennende Muslim, Bassam Tibi, hat hierzu eine wesentliche Aussage gemacht: "Erst wenn die deutsche Öffentlichkeit dieser antisemitischen Bedrohung in angemessener Weise entgegentritt, wird man davon sprechen können, dass sie die Lehren der deutschen Vergangenheit wirklich verstanden hat."
Diese Lehren der Vergangenheit zu verstehen und den Antisemitismus überall anzugreifen und zu ächten - das ist kein Ding der Unmöglichkeit. Und auch Sie, die Sie nun bald mit ihrem bestandenen Abitur in alle Welt ausschwärmen, können Wichtiges dazu beitragen.

Matthias Küntzel


"Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg" erschien 2002 im ça ira-Verlag, Freiburg.
Das Buch hat 180 Seiten und kostet € 13,50.
Weitere Texte zum Thema finden sich unter www.matthiaskuentzel.de .


oben Autor: Dr Matthias Küntzel Web: Gisela Müller    Datum: Sept. 2003 Letzte Änderung am 17.November 2003
Informationssystem[Informationssystem] [Chronik] [Vorträge][Ankündigung]Überblick [Webteam] [Email s.Ueberblick]] [SchulentwicklungLOGOsewC.gif 80x49