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"Ehemalige Ukrainische Zwangsarbeiter zu Besuch"

Vortrag am 19.05.2005: Ehemalige Zwangsarbeiter auf Spurensuche

Am Donnerstag, dem 19.05.2005, fand in der Aula für den zehnten Jahrgang in der 5. und 6. Unterrichtsstunde eine Veranstaltung statt, in der ehemalige Zwangsarbeiter aus der Ukraine von ihren Schicksalen im 2. Weltkrieg erzählen. Fünf Männer und Frauen im Alter von 63 bis 81 Jahren, die alle in Lüneburg und Umgebung bei Firmen oder privaten Haushalten arbeiteten, wurden von der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen in Lüneburg, der Gesellschaft christlich-jüdischer Zusammenarbeit, der Geschichtswerkstadt und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes nach Lüneburg eingeladen:

Eine Stiftung in Kiev, die "Ukrainische Nationale Stiftung "Verständigung und Aussöhnung", bekommt jährlich etwa 4 bis 5 Mrd. DM von Deutschland, um ehemaligen Zwangsarbeitern Entschädigungen für ihre schreckliche Zeit zu zahlen.

1944 arbeiteten 8 Mio. Zwangsarbeiter in Deutschland; bis auf 1 %, die freiwillig hier waren, war der Rest zwangverpflichtet worden und musste unter unmenschlichen Verhältnissen schwere Arbeiten erledigen. Jeder 4. Panzer war von Zwangsarbeitern hergestellt worden, abgesehen von der ganzen Munition. Das Motto war "Vernichtung durch Arbeit".
Aber es gab auch Familien, in denen die Arbeiter gut behandelt wurden, d.h., dass sie auch mal Geld für ihre Arbeit bekamen, um sich im Dorf etwas Schönes zu kaufen (z.B. Frauen einen Lippenstift). Sonst gab es das Essen nur auf Lebensmittelkarten.
Herr Shulyak bat um eine Umsiedlung auf das Land, weil er dort arbeiten wolle (in der Landwirtschaft gab es mehr zu essen). Über acht Stunden tägliche Schwerstarbeit mussten sie aushalten. Entweder waren sie bei Privatleuten untergebracht oder sie mussten mit 20 anderen Zwangsarbeitern in Baracken hausen, in denen Stockbetten mit heugefüllten Kissen standen. Auch gab es Sammellager für Kranke.
Die Arbeiter durften Briefe nach Hause schreiben und bekamen Antworten oder sogar Päckchen zurück. Alle dachten oft an zu Hause und weinten viel, weil sie keine Hoffnungen mehr auf eine Rückkehr hatten. Frau Duma erzählte, dass sie beurlaubt wurde, um die Mutter besuchen zu können, dass sie aber nie wieder nach Deutschland kam, weil sie in die sowjetische Armee eingezogen wurde.
Für die Wäsche gab es verschiedene Reinigungsmethoden: man musste sie entweder selbst waschen oder sie wurde eingeschickt oder eine Arbeiterin erledigte die Wäsche. Die Heimfahrt war eine langwierige Angelegenheit, da man erst mal ca.150 km fuhr, um dann 1 - 2 Wochen auf den nächsten Zug zu warten und dann weiterzufahren.
Alle Zwangsarbeiter haben drei Bestrafungen erlitten und erleiden sie heute noch: Erstens die Arbeit hier, zweitens die Behandlung in der Sowjetunion und drittens die Tatsache, dass sie keine Entschädigung bekommen (haben)! Oft werden sie darum auch "Opfer seit Jahrzehnten" genannt.
Diese fünf Personen gehören mit zu den letzten Zeitzeugen des 2. Weltkrieges und wir müssen dankbar sein, dass sie in diesem Alter noch die schwere Reise nach Deutschland angetreten sind.
Die o.g. Stiftung ist im Internet unter folgender Adresse zu finden: www.unf.kiev.ua

Viola Andresen 10 F 1


obenAutor: Viola Andresen 10 F 1 Web: Gisela Müller     Datum: Mai 2005. Letzte Änderung am 17.Juni 2005
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