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Chronik   Hervorragende Schüler    Claus von Amsberg

Prinz Claus

6. 9. 1926 - 6. 10. 2002
Deutscher - Niederländer - Weltbürger



Am 6. 10. 2002 verstarb der wohl prominenteste ehemalige Schüler des Johanneums im Alter von 76 Jahren im Universitätskrankenhaus von Amsterdam an den Folgen der Parkinsonschen Krankheit und einer Lungenentzündung. Claus Georg Wilhelm Otto Friedrich Gerd von Amsberg wurde am 6.9. 1926 in Dötzingen bei Hitzacker als Sohn des Gutsbesitzers Claus Felix von Amsberg und der Gösta Freiin von dem Bussche- Haddenhausen geboren. Die Familie übersiedelte 1929 in die damalige britische Kolonie Tanganjika. Seine Schulzeit verbrachte Claus von Amsberg 1934 - 36 in Bad Doberan (Mecklenburg), ab 1936 in einem Internat in Lushoto (Tanganjika), 1938 - 42 im Internat Mistroy an der Ostsee. 1942- 44 wurde der 16- jährige Hitlerjunge als Flakhelfer der Marine in Ostswine eingesetzt, kam im Sommer 1944 als Soldat nach Neuruppin (Brandenburg) und wurde 1945 als 18- jähriger Fähnrich für zwei Monate an die italienische Front geschickt. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft machte er 1946 nach Absolvierung eines sogenannten Übergangskursus sein Abitur am Johanneum in Lüneburg. Danach folgte ein Jurastudium in Hamburg. 1957 - 65 war Claus von Amsberg im diplomatischen Dienst für die Bundesrepublik tätig z.B. in Abidjan (Elfenbeinküste) und entwickelte sich zum Spezialisten für Afrikafragen.
1964 lernte er die niederländische Prinzessin Beatrix bei einem hochadeligen Polterabend kennen, 1965 feierten sie ihre Verlobung. Bei der Hochzeit mit Prinzessin Beatrix 1966 gab es allerdings Protestdemonstrationen von Studenten in Amsterdam, da manche Niederländer es wegen der noch lebendigen Erinnerung an die schreckliche deutsche Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg als Skandal empfanden, dass die niederländische Prinzessin ausgerechnet einen Deutschen heiraten wollte. Eine extra eingesetzte Untersuchungskommission fand aber keine Belege für eine Sympathie des 18- jährigen Claus zum Naziregime und auch keinerlei Beteiligung an schlimmen Ereignissen 1945 in Italien. Dennoch marschierten noch die Achtundsechziger mit dem Slogan "Claus raus!" durch Amsterdam. Prinz Claus aber erwies sich auf die Dauer als Glücksfall für die Deutschen. Denn er setzte sich nachdrücklich für die Versöhnung zwischen Niederländern und Deutschen ein und betätigte sich als wichtiger Berater der Königin.
Nach der Geburt des Thronfolgers Willem-Alexander 1967 begann seine Popularität zu steigen. Dazu trug er selbst - bei aller nach außen gezeigten Pflichterfüllung dem Protokoll gegenüber- durch seine Offenheit, Natürlichkeit und Freundlichkeit bei. Er erhielt nach der Thronbesteigung von Königin Beatrix 1980 den Titel "Seine Königliche Hoheit", den er aber nie als hochherrschaftliches Privileg verwendete. Insgeheim war ihm die Anrede "Prinz Claus" lieber. Seine Aufmerksamkeit galt , ungeachtet der äußeren Etikette, die ihn z.B. zwang, stets hinter der Königin zu gehen, zunächst seiner Familie, insbesondere seinen drei Söhnen Willem-Alexander (35), Johann Friso (34) und Constantin (32), zu denen er ein gutes Verhältnis hatte. Er gestand noch vor wenigen Jahren in einer öffentlichen Rede der gerührten Beatrix seine Liebe. Sein soziales Engagement galt den armen Menschen in den Entwicklungsländern und den drängenden Problemen des Umweltschutzes. Er zeigte manchmal Abneigung gegen zu viel einengende protokollarische Formalitäten. So nahm er sich während einer Rede vor versammelten Publikum die Krawatte ab.
Seit der Zeit, als er an Depressionen erkrankt war, sagte man Prinz Claus nach, er sei amtsmüde oder durch sein "Schattendasein" hinter der Königin bedrückt. In einem TV- Interview aus dem Jahre 1999 äußerte er sich scheinbar resigniert über sein "Leben in einem gläsernen Haus", das aus täglich 24 Stunden Dienst bestehe. Es ist aber auch möglich, dass die seelischen Belastungen durch die auftretenden gesundheitlichen Komplikationen u.a. die Parkinsonsche Krankheit hier ihre Wirkung zeigten. Prinz Claus, der sich eher im Hintergrund hielt, wurde dennoch für die Niederländer der populärste Deutsche. Er selbst, der hervorragend Niederländisch sprach, antwortete auf die Frage eines Journalisten, ob er sich auch als Niederländer fühle, er sei eigentlich auch ein wenig Afrikaner, aber auch Weltbürger, Europäer und Niederländer.
Gerhard Glombik


nach obenAutor: Gerhard Glombik Datum Oktober 2002. Letzte Änderung am 24. Februar 2003
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