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Chronik

Johannes der Täufer ,
der Namenspatron unserer Schule

Schriftliche Ausarbeitung im Kurs Evangelische Religion Kl. 11

Lehrer: Herr Glombik

Autorinnen: Susanne Forck, Kim Rosenhagen, Cordula Trebbin

  1. Das Glasfenster im Johanneum
  2. Die Quellen über Johannes den Täufer
  3. Johannes der Täufer – ein jüdischer Prediger
  4. Das christliche Bild Johannes des Täufers

1. Das Glasfenster im Johanneum

Die Darstellung Johannes des Täufers auf dem Glasfenster, das 1906 zur 500-Jahr-Feier von ehemaligen Johannitern gestiftet worden war und beim Neubau des Johanneums einen würdigen Platz im Forum erhielt, zeigt ihn mit einem Kamelhaarmantel, der ihn - in Anlehnung an den Propheten Elia - als Wüstenprediger und letzten Boten vor dem Reich Gottes ausweist. Er hat einen Heiligenschein, das Kreuzsymbol und trägt das Lamm Gottes, so dass er wie ein christlicher Heiliger wirkt.
Der griechische Spruch über der Darstellung nomos paidagwgos eis criston bedeutet: Das Gesetz ist Lehrmeister bis zu Christus hin. Gemeint ist, die jüdische Thora sei Lehrmeister der Menschen gewesen, bis Christus kam. Das Zitat aus dem Galaterbrief des Paulus Kap 3,24 weist dem Täufer bereits die für die christliche Sichtweise typische Rolle des zwischen dem Judentum und Christentum stehenden Verkünders des Erlösers Jesus Christus zu. Es handelt sich also insgesamt um ein christliches Bild von Johannes dem Täufer, der Jesus wie im Evangelium des Johannes (Kapitel 1, V.29-34) als das Opferlamm Gottes bezeugt und damit das Ende der Thora verkündigt. Dass der historische Johannes der Täufer allerdings ganz andere Vorstellungen hatte, soll im Folgenden deutlich werden.

Das Johanneum erhielt seinen Namenspatron bei der Gründung 1406 übrigens durch seine Nähe und Verbundenheit zur Johanniskirche in Lüneburg. Da diese ursprünglich einmal an der Grenze zum Gebiet heidnischer Slawen stand, hatte sie wohl die Aufgabe einer Missions- und Taufkirche.

2. Die Quellen über Johannes den Täufer

Die historischen Quellen über Johannes den Täufer sind die vier Evangelien, die Apostelgeschichte des Neuen Testaments und der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (37 – 100 n.Chr.). Johannes taufte Jesus von Nazareth – so berichten es die Evangelien , allerdings alle unterschiedlich: Markus beschreibt lediglich, dass Jesus von Johannes im Jordan getauft wird, wobei Johannes Jesus nicht zu kennen scheint und schon gar nicht ihn als Christus erkennt (Markus 1, 9). Jesus hat eine nur von ihm selbst wahrgenommene Vision, in der er zum Gottessohn adoptiert wird (Mk. 1, 10-11). Im Matthäus-Evangelium steht im Gegensatz dazu geschrieben, dass Johannes sich anfänglich weigert, Jesus zu taufen, da ja eigentlich Jesus als der Ranghöhere ihn taufen müsste (Matth. 3, 13-17). Ganz anders dagegen Lukas: Nach seiner Schilderung scheint Johannes bei der Taufe Jesu gar nicht anwesend zu sein, da Lukas im Vorhergehenden davon erzählt, dass sich der Täufer bereits im Gefängnis befindet (Luk. 3, 20-22). Lukas kennt als einziger Evangelist eine ausführliche Geburtsgeschichte von Johannes dem Täufer (Luk.1) . Im Johannes – Evangelium bezeugt Johannes bereits bei der Taufe Jesus als das Opferlamm Gottes und als Gottes Sohn (Joh.1,29- 34). Wie lassen sich diese Unterschiede erklären ? Durch die historisch-kritische Forschung weiß man, dass die Evangelien nicht alle zeitgleich geschrieben wurden und drei der Evangelien voneinander abhängig sind. Seit 1863 gibt es die "Zwei-Quellen-Theorie zur Entstehung der drei synoptischen Evangelien Matthäus, Markus und Lukas (s. Graphik).

Hiernach ist das Markus-Evangelium das älteste, während Matthäus und Lukas das Markus- Evangelium sogar kannten und darauf aufbauten. Das könnte bedeuten, dass Matthäus und Lukas den Täufer auf noch stärkere Weise in christlicher Perspektive darstellten als das Markus-Evangelium. Auch Markus ordnet den Täufer schon in seiner Einleitung durch zwei Zitate aus dem Alten Testament (Maleachi 3,1 und Jesaja 40,3), die auf Johannes den Täufer gedeutet werden, dem Kommen von Jesus Christus zu. Das Johannes-Evangelium als eine eigenständige Überlieferung ist das späteste Evangelium und um etwa 100 n. Chr. entstanden. Hier ist, neben dem Lukas-Evangelium, die "Verchristlichung" des Täufers am weitesten fortgeschritten. Was lässt sich unter Berücksichtigung der Zwei- Quellen-Theorie über das Leben und die Gestalt des historischen Johannes sagen ?

3. Johannes der Täufer – ein jüdischer Prediger

Taufbewegungen und Täufergestalten waren nichts Ungewöhnliches im Judentum zur Zeit Jesu, ebenso wie messianische Bewegungen, deren Führer ihren Jüngern versprachen, sie würden die Wunder der Wüstenzeit Israels wiederholen, und die Heilszeit der Gottesherrschaft und Erlösung sei gekommen. Johannes der Täufer, über dessen Herkunft man nichts historisch Gesichertes sagen kann, trat in der Wüste auf, also an der Stätte, an die sich die Endzeithoffnung Israels knüpfte.

Auch die frommen Essener von Qumran, deren Schriftrollen man ab 1947 in elf Höhlen am Nordwestufer des Toten Meeres fand, wollten sich damals in der judäischen Wüste – fernab von den Stätten der Weltlichkeit und des in ihren Augen verweltlichten Tempels – für die letzte Offenbarung Gottes vorbereiten. Auch sie vollzogen Tauchbäder zur rituellen Reinigung, allerdings sehr häufig. Sie hielten sich für die auserwählte Schar der "Söhne des Lichts", die am Ende der Zeit vor dem Gericht Gottes mit den "Söhnen der Finsternis" würden kämpfen müssen. Dass Johannes der Täufer oder gar Jesus zu dieser Gemeinschaft eine Beziehung gehabt hätten, ist in der "Qumran-Debatte" ab 1991 immer wieder erwogen worden, lässt sich aber nicht nachweisen und ist angesichts des Befundes über Johannes in den Quellen unwahrscheinlich.

Wenn die Israeliten am südlichen Flusslauf des Jordan das mit einem Ledergürtel zusammengehaltene Kamelhaargewand des Täufers und seine kärgliche Wüstennahrung wahrnahmen (Markus 1,6), mussten sie sich an den glühendsten ihrer früheren Propheten erinnert fühlen, an Elia (2. Könige 1,8), der in der Erwartung des zeitgenössischen Judentums vor der Gottesherrschaft wiederkommen sollte. Johannes der Täufer lebte in naher Erwartung eines göttlichen Gerichtes (eschatologische Naherwartung) ; er erwartete allgemein einen göttlichen Erlöser bzw. Richter, aber nicht Jesus als den Messias. Deshalb vollzog er Taufhandlungen am Jordan als Reinwaschung von Sünden und als Rettung vor dem Jüngsten Gericht. Der Täufer hielt nichts von einer selbstzufriedenen Sondergerechtigkeit auf Grund der Zugehörigkeit zu den Nachkommen Abrahams, auf die manche fromme jüdische Gruppen pochten. Durch die andrängende Nähe des nach ihm erwarteten "Stärkeren" und des Gottesgerichts glaubte er, alle Israeliten zu einer letzten Zurüstung durch eine Taufe der Umkehr rufen zu müssen. Diese Bußtaufe hatte nichts mit der Aufnahmezeremonie neubekehrter Heiden ins Judentum zu tun. Johannes verstand seine Taufe wohl als einmalige und endgültige Reinwaschung von Sünden, also als eine Art Versiegelung und damit Rettung vor dem Gericht Gottes – ein sehr hoher Anspruch, der noch erstaunlicher wirkt, wenn man sich klarmacht, dass auch Jesus einer unter den vielen Bußfertigen war, die sich von Johannes taufen ließen.

Dass Jesus von Johannes getauft wurde, kann historisch als sicher gelten. Vielleicht wurde er sogar von ihm beeinflusst. Denn auch Jesus lebte in einer eschatologischen Naherwartung. Allerdings war das nahende Reich Gottes für Jesus eher eine frohe Botschaft (=Evangelium), die er zu den Menschen , besonders zu den Armen und auf Erlösung Hoffenden bringen wollte.

Wie ein echter Prophet erhob Johannes seine Stimme gegen den das Gebot Gottes missachtenden Landesherrn, den König Herodes Antipas, der seinem Stiefbruder die Frau Herodias abspenstig gemacht hatte (Mark. 6,18). Dass er das Unrecht so mutig beim Namen nannte, brachte ihm die Gefangensetzung ein, und zwar – wie der jüdische Geschichtsschreiber Josephus zu berichten weiß - auf der Burg Machairos, östlich des Toten Meeres. Wie Josephus berichtet, fürchtete Herodes Antipas außerdem einen Aufruhr durch eine messianische Bewegung und ließ Johannes hinrichten.

Johannes hatte auch Anhänger und Jünger um sich geschart, die meinten, ihrem Meister über den Tod hinaus die Treue halten zu müssen. Nicht in Jesus, sondern in Johannes erblickten sie den letzten endzeitlichen Gesandten Gottes und entwickelten sich zu einer sektiererischen Gemeinschaft, die später mit der noch jüngeren Gemeinschaft der ersten Christusgläubigen rivalisierte. Hätte der historische Täufer selbst schon die Messianität Jesu bezeugt, so wäre der Fortbestand dieser Bewegung Johannes des Täüfers unverständlich. Bis in die Gegend von Ephesus entdeckte der Apostel Paulus etwa zwanzig Jahre nach der Kreuzigung Jesu 12 Johannesjünger, die noch nichts von der christlichen Taufe des Heiligen Geistes gehört hatten (Apostelgesch. 19,1-7). Der Bericht von der Taufe dieser Johannesjünger durch Paulus weist darauf hin, dass Teile der Johannesgemeinschaft später zum Christentum übergingen.

4. Das christliche Bild Johannes des Täufers

Während die übrigen Evangelien den Täufer unvermittelt einführen, also keine Vor- und Berufungsgeschichte von ihm kennen , weiß das Lukasevangelium von den wunderbaren Umständen seiner Geburt und Namensgebung im Hause seiner hochbetagten Eltern, des jüdischen Priesters Zacharias und seiner Frau Elisabeth. In der Forschung hat man vermutet, diese Geschichte gehe auf eine Tradition des Täuferkreises zurück, wo man sie ohne jeden Seitenblick auf die Geschichte Jesu gestaltete und erzählte. Erst durch die Eingliederung von Teilen der Täuferbewegung in das Christentum könnte diese Überlieferung mit der Geschichte von der wunderhaften Empfängnis und Geburt Jesu verknüpft und auf diese hingeordnet worden sein. So konnte man auch eine Begegnung zwischen den beiden noch schwangeren Frauen Elisabeth und Maria erzählen, bei der das Kind Johannes angesichts der Nähe des Christus im Mutterleib "gehüpft" sein soll (Lukas 1, 41) - ein großes Zeichen der Verbundenheit zwischen Johannes und Jesus.

Die christliche Darstellung in den Evangelien hielt an der Rolle des Johannes als Vorläufer eines "Größeren" fest, setzte aber an die Stelle des bei Johannes unbestimmten "Größeren" Jesus als den Messias. Darum lässt Matthäus in Änderung der Markusvorlage Johannes und Jesus die Rollen tauschen : "Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?" (Matth.3,14). Das Interesse, den Propheten des kommenden Weltgerichts zum Zeugen des gekommenen Messias Jesus zu machen, zeigt sich besonders im Johannes-Evangelium. Während noch im Markus-Evangelium das Offenbarungsgeschehen der Ernennung von Jesus zum Gottessohn als Vision Jesu erzählt wird, versteht es das vierte Evangelium als Bezeugung der Würde Jesu durch Johannes den Täufer vor allen anderen.


nach obenAutor: Gerhard Glombik Datum März 2000. Letzte Änderung am 28. Juli 2004
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