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Fächer Deutsch

Parzival

im fächerübergreifenden Unterricht Deutsch-Geschichte

Gegen Ende der Klasse 7 behandelte ich in der Nacherzählung von Auguste Lechner den "Parzival" von Wolfram von Eschenbach. Die Moderationsmethode kam dabei dreimal zur Themenfindung und Gruppenbildung zum Tragen, und zwar nach dem Lesen der ersten beiden Kapitel, der Kapitel 3 - 4 und 5 - 10.

Die ungleiche Verteilung der Leseabschnitte beruhte einerseits auf den thematischen Schwerpunkten "Parzivals Jugend", "Parzival als Artusritter" und "Parzival als Gralsritter", andererseits auf der ungleichen Verteilung unterrichtsfreier Tage, die zum Lesen genutzt werden konnten.

Die von den Schülern gefundenen Bearbeitungsthemen wurden auf Zuruf an der Tafel gesammelt, Freundschaftsgruppen ordneten sich den Themen zu. Den Kleingruppen blieb freigestellt, 1. ob sie das Thema unter sich weiter aufteilten, 2. mit welcher Methode sie das Thema angingen.

Folgende Beobachtungen sind mitteilenswert:

1. Die Moderationsmethode führte mit jeder Anwendung zu besseren Ergebnissen. Versuchten die Schüler nach den ersten zwei Kapiteln noch, nicht Themen zu nennen. sondern gleich die Inhalte nachzuerzählen, so fiel es ihnen nach Kapitel 3 und 4 schon leichter, die Themen zu sammeln, während nach der Lektüre des ganzen Werkes bereits die Differenzierung nach Ober- und Unterthemen spontan geleistet wurde.


2. Die Freiheit in der Themenwahl während der Kleingruppenarbeit führte zur Berücksichtigung der unterschiedlichsten Interessen und zur selbständigen Materialbeschaffung, die Freiheit in der Methodenwahl zu kreativen Lösungen, die im lehrergelenkten Unterricht vorher nicht angewendet wurden. Drei Beispiele mögen das verdeutlichen.

In einer Gruppe entstand eine kombinierte Bild-Text-Darstellung der Erziehungsmaßnahmen Herzeloides gegenüber dem jungen Parzival, die sowohl in der bildlichen Darstellung eine gelungene Transponierung des Textes wie auch in der Textgestaltung eine zutreffende Abstraktion der Erziehung auf Gebote und Verbote enthielt.

Ein Junge trug aufgrund eigener Zeitschriften und Bücher sein Spezialwissen über mittelalterliche Waffen in seiner Gruppe vor, die daraufhin treffende bebilderte Texte zum Rittertum an einer Stellwand präsentieren konnte. Ein Mädchen verfaßte aufgrund ihres Interesses an der Geschichte eine Gesamtdarstellung über das bäuerliche Leben im Mittelalter, die gut strukturiert sowie verständig und verständlich geschrieben war.
Insgesamt entstanden zu neun Themen Stellwände, mit denen deutlich wurde, daß den Schülern neben der Texterfassung die Erarbeitung des Mittelalters als historischer Hintergrund für den "Parzival" wichtig war. So wurde neben "Die Familie derer von Anschouwe" die geschichtliche Erläuterung "Zusammenleben zweier Religionen - Islam und Christentum" gestellt, neben "Parzivals Jugend" das Thema "Bauern", neben den drei Themen "Parzival als Artusritter, Parzival als Gralsritter, Gawein als Minneritter" die geschichtlich ausgerichteten Themen "Ritter" und "Geistlichkeit". Damit verwirklichten die Schüler von sich aus projektorientierten Unterricht.

3. Nach den intensiven Vorarbeiten in den Kleingruppen gelangen jeweils nach deren Vorträgen mit großer Leichtigkeit Deutungen von Vorgängen und Personen sowie eine abschließende Deutung von Parzivals Lebensweg, die ich wiedergeben möchte:

 


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Annäherung an die Moderationsmethode

Mit der Moderationsmethode habe ich mich theoretisch auseinandergesetzt, indem ich das Buch "Kurskorrektur" von Peter Nissen und Uwe Iden und das Heft 6/95 der Zeitschrift "Pädagogik" gelesen habe. Dem darin befindlichen Aufsatz von Jörg Knöll "Kleingruppenarbeit. Anregen und Zentrieren" S. 31 ff habe ich auch die verwendeten Begriffe entnommen.

Ende des Parzivalprojektes: Transparenzfragen wurden nicht nach der Moderationsmethode bearbeitet, sondern einmal in Form eines Briefes jedes Schülers oder jeder Schülerin an mich, zum andern als abschließendes Rundgespräch. In beiden Fällen wurde eine Tranzparenz nicht erreicht, da ich keine Briefe vorlesen durfte (Wahrung des Briefgeheimnisses), da bei dem Rundgespräch sehr schnell die Haltung überwog "Ich schließe mich der Rede meines Vorredners an".
Gerade diese mangelnde Offenheit würde ich in einem zweiten Versuch zu vermeiden suchen.

Mein Fazit


Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Gisela Müller    Email s.Ueberblick.  Datum 27.2.97, Letzte Änderung am 28. Juli 2004
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