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Fächer   Religion   Green Mile
Untersuchung des Films "The Green Mile" unter religiösen Gesichtspunkten
Cornelia Dähne, Jessica Meyer, Kristina Scheske, Nelli Steinhauer, Miriam Stehling, Iris Witte

John Coffey als Gesandter Gottes

Auf den ersten Blick würde keiner auf den Gedanken kommen, in einer Figur wie John Coffey eine neuzeitliche Verkörperung des Jesus zu
sehen. Doch bei bewußtem Aufnehmen des Filmes "The Green Mile" springen einem die Hinweise nur so zu, dass der große, schwarze Sklave mit den treuen Augen, welcher Angst im Dunkeln hat, in Wirklichkeit kein Mörder, sondern - ganz im Gegenteil - ein Wunderheiler ist. John Coffey trägt die Initialen "J. C.", wie auch "Jesus Christus". Jedoch zieht dieser Jesus weder durch die Lande und kündigt Gottes Himmelreich an, noch schart er seine Jünger um sich oder gibt sich als den Sohn Gottes aus. Er weiß noch nicht einmal seine innere Kraft zu verstehen oder mit ihr umzugehen. John findet keine großen Worte oder Gleichnisse um den Willen Gottes zu erklären. Doch auch er wird unschuldig zum Tode verurteilt. Ebenso wie bei Jesus ist seine Unschuld zwar klar, aber auf Grund des von Vorurteilen geprägten Hasses gegen John als Schwarzen schenken ihm Viele keinen Glauben. Er trägt sein Schicksal aber in dem festen Glauben an ein Leben nach dem Tod.
John scheint "vom Himmel gefallen zu sein; so einer tötet nicht", sagt Paul, der Gefängniswärter - wohl der einzige, welcher John von Anfang an für unschuldig hält. John hat die Fähigkeit in die Seele anderer Menschen zu blicken. Er erkennt "Gute" und "Böse". Außerdem kann er Leiden durch andere hindurch spüren und hat auch noch die Gabe zu heilen. In einer der "dramatischen Wunderheilungen" saugt John Coffey den Schmerz von Pauls Harnwegsinfekt in sich auf und erlöst diesen so von seinen wochenlangem Leiden. Noch weitere Male nimmt John eine ähnliche Heilung vor: Er erweckt eine tote Maus zu neuem Leben und heilt die todkranke Frau des Gefängnisdirektors in einer nächtlichen Befreiungsaktion von ihrem Tumor. Jesus hat ebenfalls unzählige Heilungen vollbracht. Hinterher folgten ihm die, welche das Wunder gesehen oder erlebt hatten, oft ihr ganzes Leben lang. In "The Green Mile" sind es die Gefängniswächter, welche John bis in seinen Tod hinein (Paul auch noch später) begleiten.
Paul stellt sich die Frage, ob so ein Wunder Gottes einfach hingerichtet werden dürfe. Doch scheint es nichts zu geben, was Johns Unschuld beweisen könnte. John nimmt Paul das schlechte Gewissen, ihm nicht geholfen zu haben, mit den Worten: "Ich bin müde immer unterwegs zu sein. Menschen, die streiten, das ganze Leid auf der Welt, ich ertrage es nicht mehr." Auch Jesus wusste, dass Judas ihn verraten und Petrus ihn verleugnen würden, trotzdem vergab er Beiden. In dem Film bestraft John die bösen Männer (Percy und Wild Bill).
Wild Bill ist der wahre Mörder. "Er hat die Mädchen mit der Liebe füreinander getötet. So passiert es überall auf der Welt, jeden Tag", sagt John. Der Teufel nutzt unsere verletzlichen Seiten, um uns zu töten.

Letzter Wunsch und Exekution

John geht seine "grüne Meile" entlang, ebenso wie Jesus mehrere Stationen durchlief, bevor er gekreuzigt wurde. Eine Parallele lässt sich zwischen dem Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und Johns letztem Wunsch, das von Pauls Frau gebackenen Maisbrot zu essen, ziehen. Im Kino sitzend (ein weiterer letzter Wunsch), lässt das Licht des Projektors einen Heiligenschein um Johns Kopf erscheinen. Auf der Leinwand tanzt ein junges Paar zu dem Lied "I am in Heaven". So wie hier im Kino stellen wir uns das Leben im Paradies vor.
Vor John werden zwei andere Verbrecher exekutiert. Auch in der Bibel heißt es, dass zwei Übeltäter mit Jesus gekreuzigt wurden - einer zu seiner rechten und einer zu seiner linken Seite. Als John in den Raum mit dem Elektrischen Stuhl hineinkommt, tönen ihm die haßerfüllten Rufe des Volkes entgegen. "Lasst ihn zweimal schmoren." Jesus wurde auch vom Volk verurteilt (Luk 23: 13-25) Später spotteten sie über ihn und forderten, "dass er sein Gesicht verliere, als wahrer König der Juden." John wahrt sein Gesicht, indem er sich weigert die schwarze Maske überzuziehen. Der Spruch "Gott möge deiner Seele gnädig sein" ist Teil der Exekutionszeremonie, welche für den Glauben und die Angst vor dem Jüngsten Gericht spricht. Jesus brauchte diese Angst nicht zu haben. (Luk 23: 46, Ich befehle meinen Geist in deine Hände). John singt "I am in Heaven", um sich die Angst vor dem Tode zu erleichtern. Im Moment von Jesu Tod soll es ganz finster geworden sein und ein Blitz den Tempel zerrissen haben(Luk 23: 44-45). Diese Dramatik, welche bestätigt, dass dies wahrhaftig ein frommer Mann war, wird in "The Green Mile" durch durchbrennende Glühbirnen und einen leuchtenden Funkenregen ersetzt. Die Kraft des Lebens wird später in Paul und der Maus Mr. Jingles weitergetragen. Beide können nicht sterben, "denn wer glaubt, wird das ewige Leben haben".

nach oben Autor: Karin Aulike Web: Gisela Müller Datum: 2000. Letzte Änderung am 27. Mai 2002
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