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4. Personen

Edgar

Edgar ist der Mustersohn und -lehrling in seinem Heimatort Mittenberg. Er hat seine ganze Kindheit und Jugend über nie jemandem Ärger bereitet oder gegen Konventionen verstoßen. Zu den Motiven, warum er von zu Hause weggegangen ist, gibt er an, nicht gewollt zu haben, länger "als lebender Beweis dafür ´rumzulaufen, dass man einen Jungen auch sehr gut ohne Vater erziehen kann". Er fühlt sich von der Gesellschaft eingeengt und sieht seine Erfüllung nicht darin, 40 Jahre in einem Kombinat zu arbeiten.

In seiner Freizeit malt Edgar abstrakt, weil er nach eigener Aussage nicht in der Lage ist, etwas so zu malen ,dass man es wiedererkennt. Er nimmt dabei gerne die Rolle des leidenden, sich selbst aufopfernden, verkannten und unterschätzten Genies ein.

Er bezeichnet sich selbst als Pazifisten, denkt dabei aber unter anderem auch daran, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Nur durch Bilder aus Vietnam und Vergleichbarem sei er von seinem Pazifismus abzubringen.

Bei einem Zusammentreffen mit Dieter wird deutlich, dass er eine starke Abneigung gegen übertriebene Ordnung und Pedanterie hat.

Trotz des Widerspruches, in dem Edgar zur DDR steht, da er westliche Popkultur konsumiert und nicht den vorgeschriebenen Weg in der DDR beschreiten will, bekennt er sich zum Ideal des Kommunismus. Er umschreibt dies mit den Worten "die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen und so...". An dieser Floskel wird deutlich, dass er zwar mit den Schlagwörtern der sozialistischen Ideologie vertraut, aber nicht tiefgründig in das Thema eingedrungen ist.

Er hat einen Hang zu Blödeleien, den er sowohl mit Zaremba als auch mit Charlie teilt und der ihn mit den beiden verbindet.

Mutter

Die Mutter ist Leiterin des Betriebs, in dem Edgar seine Lehre begonnen hat. Sie hat ihn alleine großgezogen, dem Vater den Kontakt zu seinem Sohn verboten und die Postkarten, die der gelegentlich geschrieben hat, manchmal abgefangen. Nachdem Edgar von zu Hause wegläuft, bricht für sie eine Welt zusammen.

Vater

Der Vater ist neunzehn Jahre älter als Edgar und hat ihn seit seinem fünften Lebensjahr auf Wunsch der Mutter nicht gesehen. Nachdem er von Edgars Tod erfährt, versucht er herauszufinden, wie und wer sein Sohn eigentlich gewesen ist. Er ist nicht, wie Edgar vorgibt, Maler, sondern Statiker. Er trinkt und hat häufig wechselnde Frauenbekanntschaften.

Charlie

Charlie ist eine zwanzigjährige Kindergärtnerin und mit dem Wehrdienstleistenden und späteren Literaturstudenten Dieter verlobt, den sie später auch heiratet. Als Edgar sie einige Zeit nach ihrer Hochzeit noch einmal besuchen kommt, verbringen die beiden einen Tag zusammen und schlafen miteinander. Sie kehrt am Ende aber wieder zu ihrem Mann zurück.

Zaremba

Zaremba ist Arbeiter in der Malerkolonne Edgars. Er ist schon im Rentenalter und arbeitet freiwillig weiter. Er ist Gewerkschaftsobmann und auch persönlich eine wichtige Autorität in der Kolonne; z.B. schlichtet er Streit, indem er alte Arbeiterlieder anstimmt. Sein ganzer Körper ist mit kommunistischen und "fortschrittlichen" Symbolen tätowiert. Er wird zum väterlichen Freund und Vorbild Edgars.

Zaremba spiegelt den in der DDR-Literatur wiederholt auftretenden "Spanienkämpfertypus" wieder. Dieser Typus bezieht sich auf die in den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) kämpfenden sozialistischen oder kommunistischen Jugendlichen und symbolisiert die Ideale des Sozialismus. Gleichzeitig sind die Spanienkämpfer von der Gesellschaft abgeschoben und fristen, so wie Zaremba, ein unterprivilegiertes Dasein. Sie haben ihre Vorbildfunktion verloren und ihnen wird nicht die Anerkennung entgegen gebracht, die ihnen in einem antifaschistischen und sozialistischen Staat zustünde. Dadurch, dass Zaremba zu Edgars Vorbild wird, kann Plenzdorf Kritik an der DDR üben und sich gleichzeitig mit den Idealen des Sozialismus identifizieren.

Zaremba hat noch weitere Eigenschaften, die Ähnlichkeiten mit Edgar aufweisen, und die Edgar an ihm bewundert. So haben beide Probleme mit starr denkenden "Betonköpfen" und einen Hang zu Blödeleien. Edgar bewundert Zaremba dafür, dass er immer noch Affären mit Frauen hat.

Addi

Addi ist als Vorarbeiter vollständig in das System der DDR eingebunden. Er repräsentiert einerseits das System, andererseits ist er während seiner Bekanntschaft zu Edgar doch immer wieder sehr hilfsbereit und gutmütig – oft nachdem Zaremba auf ihn eingewirkt hat - und im Nachhinein sehr bedauernd und nachdenklich. Edgar reizt und provoziert Addi ständig während der Arbeit. Dennoch respektiert er Addi auf seine Art.



obenAutor: Eike M., Christoph M., Philipp M., Deutsch-LK Müller  Datum: April 2000, Letzte Änderung am 14. März 2001
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